Unternehmer über islamische Geldanlage: „Man muss sich nicht verschulden“

Der britische Unternehmer Irfan Khan bietet Muslimen Scharia-konforme Investments. Er will transparent sein und den Anlegern ihre Rechte garantieren.

Zwei Häuser im Bau

Schaffe, schaffe, Häusle baue – ein mögliches Motto von Yielders? Foto: reuters

taz: Herr Khan, Ihr Unternehmen, Yielders, hat als erste ­Finanztechnologiefirma, die nach dem Recht des Islam arbeitet, von der britischen Aufsichtsbehörde die volle Zulassung erhalten. Liegt das daran, dass man ein islamisches Bankwesen in Großbritannien etablieren will, um die möglichen Verluste nach dem Brexit auszugleichen?

Irfan Khan: Nein, auf keinen Fall. Ich glaube jedoch, dass unsere ethischen und islamischen Prinzipien der Grund dafür waren, dass wir den höchsten Anforderungen der Aufsichtsbehörde genügt haben, was unsere Geschäfte mit Privatanlegern betrifft. Fairness und der Schutz der Privatanleger sind von entscheidender Bedeutung. Transparenz gegenüber den Anlegern, die Garantie ihrer Rechte sowie der Umgang mit ihrem Geld stehen im Einklang mit den ethischen Prinzipien unseres Geschäftsmodells.

Was sind diese islamischen Prinzipien im Finanzwesen?

Drei Prinzipien sind die Voraussetzung für das Scharia-Zertifikat: Erstens gibt es keine Zinsen, wir arbeiten nur mit Bargeld. Zweitens meiden wir Ungewissheiten. Wir bieten Anlegern vorfinanzierte Investitionen und geben Nettorenditen an. Darüber hinaus bieten wir ihnen Instrumente an, um ihr Finanzwissen zu verbessern. Und drittens vermeiden wir Spekulation.

Wer sind Ihre Kunden?

Jeder, der sich für Investitionen in Immobilien als Teil seines Portfolios interessiert. Wir wollen den Markt für alle zugänglich machen, deshalb haben wir die Mindestinvestition auf 100 Pfund gesenkt. Diese Lösung ist für diejenigen attraktiv, die sich nicht verschulden wollen, denn unsere Investitionen werden bar getätigt. Unsere Angebote sprechen für sich selbst, glaube ich. Sie zeigen, dass man sich nicht verschulden muss, um die Erträge zu erhöhen. Das lässt sich ohne solche Risiken erreichen.

Wie wichtig ist die Einhaltung des Scharia-Rechts Ihrer Meinung nach für Ihre Kundschaft?

Das ist unerlässlich. Diese Art der Industrie verlangt ein bestimmtes Level an Garantien statt einer Eigenzertifizierung. Deshalb bedienen wir uns unabhängiger Stellen, um die Einhaltung der Scharia-Prinzipien extern feststellen zu lassen. Diese Zertifizierung durch anerkannte Gelehrte garantiert dem muslimischen Markt, dass unsere Angebote den höchsten Standards entsprechen.

Wie machen Sie Gewinn, wenn Sie keine Zinsen verlangen?

arbeitet seit 15 Jahren im britischen Finanzwesen, zunächst als Wirtschaftsprüfer. Danach betätigte er sich in der Finanztransformation, unter anderem bei HSBC. 2015 gründete er Yielders.

Die Antwort liegt bereits in der Frage: Wir teilen den Profit auf. Unsere Aufgabe ist es, unseren Anlegern die besten Möglichkeiten zu bieten. Wenn sie Geld verdienen, dann verdienen wir 15 Prozent des Gewinns. Außerdem erheben wir 2,5 Prozent Gebühren für jede Transaktion sowie 10 Prozent für das Management der Immobilien. Diese Gebühren sind bereits in den prognostizierten ­Nettoerträgen enthalten.

Haben Sie auch nichtmuslimische britische Kundschaft? Wollen Sie die überhaupt?

Aber ja, auf jeden Fall!

Was sagen Sie diesen Kunden, um sie für sich zu gewinnen?

Unser Angebot ist ja weniger ein islamisches als viel mehr ein ethisches Produkt. Das ist etwas, das Menschen aller Glaubensrichtungen unterstützen. Wir glauben fest daran, dass Schulden nicht nötig sind, um Wohlstand zu generieren. Wir haben die Technologie, um gleichgesinnte Menschen und ihre kollektive Kaufkraft zu verbinden.

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