Semesterticket in Berlin und Brandenburg: Kein Fahrschein für Promovierende

Das neue Semesterticket schließt Promovierende der Berliner und Brandenburger Universitäten aus. Dagegen demonstrierte eine Handvoll Studierender.

Menschen stehen auf einer Wiese vor einem Gebäude und halten Schilder hoch, auf denen steht: Semsterticket für alle.

In der Nähe des VBB-Gebäudes demonstrieren Studierende für ein inklusiveres Semesterticket Foto: Anastasia Zejneli

BERLIN taz | „We are here for Semtix / this is what you have to fix“, rufen etwa 25 Studierende am Montagmorgen. Sie demonstrieren am Stralauer Platz für eine Erweiterung des Semestertickets für Promovierende in Berlin und Brandenburg.

Seit Start des Sommersemesters Anfang April können Studierende ein bundesweites Ticket für 29,40 Euro nutzen. Es wird gemeinsam mit dem Semesterbeitrag für jeweils ein halbes Jahr gezahlt. Das Problem: Promotionsstudierende fallen aus dem neuen Modell heraus. Das betrifft etwa rund 7.000 Studierende an der Freien Universität und der Humboldt-Universität.

Sie müssen auf andere Tarife ausweichen: Das Jobticket für 34,30 Euro, das Deutschlandticket für 49 Euro oder die Umweltkarte für 71,40 Euro. Dazu kommt, dass nicht alle der Dok­to­ran­d*in­nen einen Anspruch auf ein Jobticket haben.

Kimberly Hartl, Promotionsstudentin und Vertreterin der Dok­to­ran­d*in­nen der HU, fühlt sich ungerecht behandelt: „Ob angestellt oder mit Hilfe von Stipendien: Wir leben als Promovierende oft sehr prekär.“

Promovierende wollen mobil bleiben

Dass das Ticket wegfalle, bedeute eine finanzielle Mehrbelastung. In Zeiten von steigenden Mieten in Berlin und hoher Inflation sei es unverantwortlich, ohne großen zeitlichen Vorlauf den Kreis der Ti­cke­t­emp­fän­ge­r*in­nen zu verkleinern. Viele der Promovierenden nutzten nun das teurere Deutschlandticket, so Hartl.

Einer anderer Redner, selbst Doktorand, erzählt, wie wichtig es für ihn sei, in Deutschland günstig mobil zu sein. Einige der Anwesenden studieren in Potsdam und pendeln zwischen ihrer Wohnung in Berlin und ihrem Arbeitgeber.

Zudem müssten sie mehrmals im Jahr zu Wissenschaftskonferenzen und Vorträgen durch Deutschland reisen. Dass der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) davon spreche, dass Promovierende nicht mobil sein müssten, sei eine Ausrede. „Statt zu promovieren, müssen wir für etwas kämpfen, was unser Recht sein sollte“, sagt er und erhält über den Lärm der vorbeifahrenden Autos hinweg zustimmende Rufe.

Fahrradmitnahme verboten

Eigentlich sollte die Kundgebung am Eingang des VBB-Gebäudes am Stralauer Platz stattfinden. Kurz vor Beginn der Reden verwies die Polizei die De­mons­tran­t*in­nen auf den Grünstreifen zwischen den Fahrspuren, weit weg von den eintreffenden Mitarbeitenden.

Kimberly Hartl freut sich über das Interesse an der Kundgebung, trotzdem hatte sie mit mehr Personen gerechnet. „Wir haben die Kundgebung sogar relativ breit angelegt, weil es noch deutlich mehr Kritikpunkte am Semesterticket gibt – wie die fehlende Möglichkeit ein Fahrrad mitzunehmen.“

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