Protest gegen Tesla: Polen ist nur 70 Kilometer entfernt

Linke Gruppen wollen das Tesla-Werk in Brandenburg blockieren. Das ist gefährlich.

Aktivisten der Naturschutzorganisation Robin Wood spannen ein Banner mit dem Text «Verkehrswende statt Autokonzerne!

Robin Wood: Dieser Protest ist Teil einer Aktionswoche mit Protesten gegen Tesla Foto: Carsten Koall/dpa

Die Autofabrik von Tesla bei Berlin hat zwei große Vorteile. Sie bringt die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands voran, und sie trägt dazu bei, den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids im Autoverkehr zu verringern. Trotzdem wollen linke Gruppen das Werk des US-Unternehmens in den kommenden Tagen blockieren und die Produktion stören. Das ist falsch und gefährlich.

Tesla bietet über 12.000 Arbeitsplätze in einer Region, in der es vergleichsweise wenig Industrie gibt. Viele Einheimische aus Brandenburg arbeiten dort, und auch viele Einwanderer, die für ihre Verhältnisse gut bezahlte Jobs gefunden haben. 35 Jahre nach dem Fall der Mauer und der darauf folgenden Deindustrialisierung holt Ostdeutschland auf. Außerdem stoßen Elektroautos weniger Kohlendioxid aus als Fahrzeuge, die mit fossilem Treibstoff fahren. Deshalb sind sie ein Beitrag, die gefährliche Erhitzung der Atmosphäre zu verlangsamen. Sie mildern damit das wesentliche ökologische Problem, das die Menschheit in diesen Jahrzehnten hat.

Die angekündigte Blockade folgt auf einen Brandanschlag, der im vergangenen März einen Strommast zerstörte und die Fabrik tagelang stilllegte. Die Linksradikalen und Linken riskieren mit ihrem militanten Vorgehen das gesamte Werk. Einer erratischen Person wie Tesla-Chef Elon Musk ist es zuzutrauen, dass er der Fabrik den Stecker zieht und den Standort verlagert. Polen ist nur 70 Kilometer entfernt.

Wer die Erklärung zur angekündigten Blockade liest, findet darin neben abstraktem Geschwafel über „neokoloniale Lieferketten“ und „feministischen Antifaschismus“ aber auch ernstzunehmende Argumente. Der Abbau von Lithium für die Batterien von Elektroautos verursacht in Afrika und Lateinamerika tatsächliche neue ökologische Schäden. Statt immer mehr Privatfahrzeugen und Straßen wäre ein besserer öffentlicher Verkehr wichtiger. Die Fabrik in Grünheide bei Berlin überfordert möglicherweise die Wasserressourcen der Gegend. Und für die Erweiterung des Werks soll weiterer Wald abgeholzt werden. Im Vergleich zu den Vorteilen können diese Nachteile aber nicht ausschlaggebend sein. Fortschritt hat immer mehrere Seiten. Die schlechten sollte man möglichst verringern, nicht aber den kompletten Prozess infrage stellen.

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Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.

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