Das war die Woche in Berlin II: Kreuzberg not for sale

In nur einer Woche wurden die Bäckerei Filou und ein Haushaltswarengeschäft gerettet. Zu verdanken ist das der gut organisierten Nachbarschaft.

Demonstantinnen gegen zu hohe Mieten

Rettungsringe für bedrohte Läden Foto: dpa

Kreuzberg for sale – der Winterschlussverkauf im Bezirk hatte gerade Fahrt aufgenommen. Im Angebot: Gewerbeflächen in bester Lage. Doch die fehlende Nachfrage der Bewohnerschaft hat die Profitinteressen durchkreuzt. Die Kreuzberger wollen keine neuen Luxusshops, sie wollen ihre Bäcker, Haushaltswarenläden, ihre Buchhandlung behalten.

Und weil es mit „Bizim Kiez“, „Gloreiche“ und „Zwangsräumungen verhindern“ inzwischen ein stabiles Netz aus Nachbarschaftsinitiativen gibt, haben die ersten Eigentümer kapituliert. Die Bäckerei Filou am Ende der Reichenberger Straße darf nach großen Protesten nicht nur bleiben, sie erhält einen vorbildlichen Mietvertrag; quasi unkündbar und ohne Mietsteigerung.

Auch das Haushaltswarengeschäft Bantelmann im Wrangelkiez, ebenfalls bereits gekündigt, kann – auf weniger Fläche – weitere drei Jahre bleiben. Und die Buchhandlung Kisch & Co. in der Oranienstraße hat in Gesprächen mit dem Nachmieter, einer Optikerkette, erreicht, dass diese aus ihrem bereits bestehenden Vertrag wieder aussteigen will.

Also alles gut in Kreuzberg? Nein! Auf einer rappelvollen Kiezversammlung im SO36 am Dienstag schossen die Hände nur so nach oben bei der Frage, wer aktuell von Verdrängung bedroht ist. Nun soll etwa die Änderungsschneiderei in der Oranienstraße 35 verschwinden – nach 32 Jahren. Auch dieses Vorhaben bleibt nicht unkommentiert, bereits am Donnerstag wurde der Druck auf die Verantwortlichen mit einer Telefonaktion erhöht.

Schon jetzt hat die Nachbarschaft im Zusammenspiel mit den gut organisierten Initiativen gezeigt, wie der Verhipsterung der Stadt entgegengetreten werden kann. Und das, ohne auf die Politik zu hoffen. An die Eigentümer ist das ein starkes Signal: Not for sale!

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