Alternative Geschenke finden: Der vegane Weihnachtsbummel

In Berlin gibt es rund 80 konventionelle Weihnachtsmärkte. Nachhaltige wie der Anti-Christmas Market am Sonntag bieten eine gute Alternative.

Menschen mit Regenschirmen laufen im Regen über den Wiehnachtsmarkt. Im Hintergrund ein Stand mit großer goldener Schleife

Auf der Suche nach den einen Bio-Glühwein Foto: AP

Das hölzerne Karussell knarrt bei jeder Umdrehung. Nur ein leises Stimmengemurmel und das Knistern eines Feuers trägt der Wind zum Eingang des Weihnachtsmarktes auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain. Plötzlich knistert es lauter, viele erstaunte „Ahs!“ und „Ohs!“ sind zu hören – und schon schießen meterhohe Feuerbälle in die kalte Luft.

Die Feuershow ist wohl das Spektakulärste auf dem kleinen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Und der mittelalterliche Weihnachtsmarkt ist wohl einer der spektakulärsten in Berlin. Aber zwischen den Ständen „Saufhölle“ und „Druidenwald“ fehlt doch ein entscheidender Faktor im hippen Kiez: die Nachhaltigkeit.

Denn es gibt viele Weihnachtsmärkte in Berlin: kommerzielle, kulturelle, kompakte oder chaotische. Aber welche bieten eine wirkliche Alternative zur weihnachtlichen Einkaufswut und den rund 80 konventionellen Weihnachtsmärkten in der Stadt?

Bio-Bratwürste und vegane Tattoos

RAW-Weihnachtsmarkt: bis 23. 12., Do.–So.; 1–2 Euro

Green Market: Rollberg-straße 26, 17./18. 12; 2 Euro

Umwelt- und Weihnachtsmarkt in der Sophienstraße: bis 18. 12., Sa./So.

Anti-Christmas Market: Grünberger Straße 48b, 11. 12.; 1 Euro

Kreuzboerger Weihnachtsmarkt: Köpenicker Str. 16/17, 10./11. 12.; 4 Euro

Weihnachtsrodeo im Postbahnhof: 10./11., 17./18. 12.; 4 Euro (ls)

Ein Beispiel ist der Green Market: Das Publikum sucht hier vergeblich nach Bratwürsten, es sei denn, sie bestehen aus Tofu: „Damals habe ich gern bei den veganen Cafés und Restaurants gegessen“, erzählt die Gründerin des Green Markets, Stefanie Witt. „Ich fand es aber schade, dass es noch keine vegane Alternative zum Weihnachtsmarkt gab.“

Witt entschied sich vor knapp drei Jahren für den veganen Lebensstil. Wenig später rief die Eventmanagerin den ersten veganen Weihnachtsmarkt ins Leben. Er findet wieder am nächsten Wochenende in Neukölln statt. Zwischen veganen Cocktails, Make-up, Kleidung oder Tattoos informieren Initiativen oder die Albert-Schweitzer-Stiftung zum bewussten Shoppen.

„Wir wollen die Besucher auf eine nette und moderne Art an die vegane Lebensweise heranführen“, sagt Witt. „Ganz undogmatisch und ohne moralischen Zeigefinger.“ Dazu dürften die Händler beispielsweise nicht zu groß sein wie etwa Bio-Supermärkte und außerhalb des Marktes wenigstens vegetarische, auf keinen Fall fleischhaltige Produkte anbieten. Ebenfalls ein No-go: Besteck, Geschirr oder Tüten aus Plastik.

Neben dem Green Market wirkt der älteste Umweltweihnachtsmarkt in der Sophienstraße etwas altbacken, glänzt aber seit 21 Jahren mit nostalgischem Charme. Wie beim Festival of Lights projiziert ein Künstler Lichtinstallationen auf die Gemäuer der Sophienkirche. Im Schein der Projektionen futtern Besucher Bio-Bratwürste oder naschen indonesische Cupcakes. Die aus regionalen Baumpilzen gefertigten Lampen sorgen statt Kerzenschein für Licht.

„Die Händler sind die Stars des Markts“, so der Veranstalter Ralf Bielefeldt: „Wir sind Dienstleister, die solchen gemeinnützigen Projekten eine Plattform bieten.“ Dafür senken sie die Standmieten oder unterstützen einzelne Projekte mit Geldspenden.

Gegen Exzess und Kommerz

Einen guten Zweck erfüllt auch der Anti-Christmas Market – er fördert lokale Künstler. Die Veranstalter, das internationale Künstlerkollektiv ESDIP, will „unbekannte Handwerker, Künstler und Geschäfte fördern“, erzählt María Luján. „Und wir wollen die Leute dazu ermutigen, bewusste und verantwortungsvolle Kunden zu sein.“

ESDIP möchte einen Ort für diejenigen schaffen, die sich gegen den „Konsum, Exzess und Kommerz“ zu Weihnachten stellen. Die lokalen Künstler verkaufen dafür handgefertigten Metallschmuck, Siebdruck-Punkrockposter oder bestickte Kleidung, für die kein Tier leiden musste.

Der Kreuzboerger Weihnachtsmarkt wiederum legt sein Augenmerk nicht so sehr auf Designstücke, dafür auf Wiederverwertung. Secondhand stapelt sich hier neben kommerzieller Mode. Internationale und Berliner Künstler ergänzen das Programm.

Geschenke selbst basteln

Das kleine Extra des Rodeo-Markts ist das Selbermachen von Geschenken. Auch wenn das weniger zur Nachhaltigkeit passt, verdient es, erwähnt zu werden: Gebastelt ist doch schöner als gekauft.

Schlussendlich reiht sich dann doch der RAW-Weihnachtsmarkt in die Auflistung ein. Denn sind Erlebnisse nicht eine schönere und nachhaltigere Form des Konsums? Statt hastig nach Geschenken zu suchen, könnte man auch einfach entspannt eine aufregende Feuershow genießen. Für die, die sich damit nicht anfreunden können: Ach, fahrt doch zur (Sauf-)Hölle!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.